Erschienen 1978 - im Stern Magazin beim Verlag Gruner + Jahr AG & Co KG, Hamburg -
und Oktober 1980 - im Wilhelm Goldmann Verlag, Sternbücher
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Wenn man sich mit dem Thema Hundezucht genauer auseinandersetzt, wird schnell deutlich, wie tief noch immer die Vorstellungen unter den Beteiligten sitzen, Zucht mit nahe verwandten Hunden schade nicht und mit Einkreuzungsmaßnahmen würde die Gefahr von eingeschleppten Krankheiten erhöht.
Der Artikel über den Kromfohrländer aus dem Jahre 1978 ist insofern interessant, weil er zu diesem Thema einiges verdeutlicht. 30 Jahre nach Entstehung der Rasse wird damals über den Kromfohrländer geschrieben: „Sein Foxl-Erbe ist unverkennbar, nur ist er noch nicht so überzüchtet wie viele Foxterrier, kein nervöser Kläffer.“ „Dafür strömt er eine fast straßenköterhafte Vitalität aus…“ Und weiter: „Kromfohrländer werden ungewöhnlich alt, 15 bis 17 Jahre sind nicht selten.“ Wer könnte das heute noch über den Kromfohrländer so behaupten?
Und das ist kein Wunder! Denn was ist geschehen? Zunächst hat man eine Rasse aus nicht rassereinen Hunden entstehen lassen, in der damaligen Zeit unter den Rassezüchtern umstritten genug. Der Urpeter war sogar, wenn man so will, ein Straßenköter, der erst im Nachhinein per Vereinsbeschluss als „Griffon Vendeen“ geadelt wurde. Eine Abbildung vom Urpeter in dem Artikel zeigt das deutlich genug. Der Hund hat in keiner Weise die typischen Schlappohren eines Griffon Vendeen. Und das Ergebnis war nicht umsonst trotz ausgeprägter Inzucht eine robuste, vitale Hunderasse. Denn wenn genügend heterozygotes (mischerbiges) Erbgut vorhanden ist, und dass musste durch die Ursprungshunde bewirkt worden sein, dann wirkt sich das über viele Generationen günstig in Bezug auf Gesundheit und Vitalität aus. Typischerweise kommt es aber nach etwa 50 Jahren zu Problemen in einem geschlossenen Genpool, weil durch die enge Verwandtschaft der Hunde zunehmend Genvarianten verloren gehen und sich Schad-Gene immer mehr bemerkbar machen können. Diese Zusammenhänge sind von Populationsgenetikern hinreichend beschrieben worden (z.B. Wachtel, Hundezucht 2000).
So gesehen ist das Potential, das die heterozygoten (mischerbigen) Ursprungshunde eingebracht hatten, inzwischen längst aufgebraucht. Zumal das Genmaterial des dritten Hundes (Elfe), ebenfalls eine Foxterrierin, den man zur Farbverstärkung aus optischen Gründen 1960 einkreuzte, nicht genügend gestreut wurde. Sein Einfluss zur Erhöhung der Genvielfalt ging dadurch stark zurück.
Insgesamt ist es also nicht zufällig, dass sich in jüngerer Vergangenheit Probleme in der Rasse häufen. Ich will damit keinesfalls behaupten, dass alle Kromfohrländer krank sind, das wäre natürlich undifferenziert und ist zum Glück nicht der Fall. Aber wenn man es über die gesamte Population betrachtet, so finden sich doch zu viele gesundheitliche Probleme und davon ist jede Linie betroffen. Ein Kromfohrländer-Züchter, der über den A- und B-Wurf hinaus kommt, erfährt in der Regel, dass die Tiere aus seiner Zucht unter genetisch bedingten Krankheiten leiden sowie Fruchtbarkeitsprobleme, Störungen im Geburtsablauf, Deckschwierigkeiten u.a. aufweisen.
Aber die Entstehung des Kromfohrländers lehrt noch etwas anderes. Zu Beginn stand eine aus heutiger Sicht geradezu wilde Kreuzung (unbekannter Mischling und nicht rassereine Foxterrierin). Das Ergebnis war über viele Generationen sehr vielversprechend und wurde von so manchen engstirnigen Hunderassevertretern verpönt. Noch in den 60er Jahren kreuzte der damals noch junge RZV ohne viel Aufsehen eine Hündin ein. Somit befindet sich der heutige RZV der Kromfohrländer im Widerspruch zu seiner eigenen Entstehungsgeschichte und Erfahrung, wenn derzeit ein Einkreuzungsprojekt vehement abgelehnt wird.
Mit sorgfältig ausgesuchten Hunden und wissenschaftlicher Begleitung könnte man die Gefahr von eingeschleppten Krankheiten sehr minimieren und müsste sich nicht nur auf das Glück, was bei der Entstehung der Kromfohrländer mitspielte, verlassen.
Das Auftreten der rezessiv vererbbaren Cystinurie, ein Leiden, häufig genug nicht erkannt und mit einer sicher nicht unbeträchtlichen Dunkelziffer, verdeutlicht, dass die Gefahr von Krankheiten eher innerhalb der Rasse lauert. Und der RZV kann es sich aus Gründen der Zuchtbasis nicht leisten, eine weitere Krankheit neben der Epilepsie zu bekämpfen. Ich konnte mich selbst davon überzeugen, dass das schon vor Jahren (2007) vom Vorstand erkannt wurde.
Dr. Sigrun Bennemann (2012)
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