Im Jahr 2007 kam der Vorstand des Rassezuchtvereins der Kromfohrländer e.V. (RZV) unter dem 1. Vorsitzenden Prof. Dr. Claus Becker in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe „Projekt Genpool“ zu dem Ergebnis, dass die allgemeine Gesundheitslage beim Kromfohrländer besorgniserregend und damit ein Einkreuzen mit einer anderen Rasse für die Gesundheit der Kromfohrländer unumgänglich ist.
So wurde dann auch im selben Jahr auf der Jahreshauptversammlung des RZV von den Mitgliedern dem "Projekt Genpool" (Einkreuzen) mit großer Mehrheit zugestimmt.
Neben den vorhandenen Erbkrankheiten wie digitale Hyperkeratose (Ballenerkrankung), Hereditäre Katarakt (erblicher Grauer Star), Epilepsie, Autoimmunerkrankungen, Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) u.v.m. ist der allgemeine starke Vitalitätsverlust und die Zunahme vieler diffuser Immunerkrankungen, Allergien, Krebs usw. in unserer Rasse mit steigender Tendenz zu beklagen. Allein gegen die Epilepsie (immer noch ca. 35 % Anlageträger) muss durch ein Genotypverfahren so konsequent angegangen werden, dass die Bekämpfung anderer Krankheiten ohne weitere gefährliche Einengung des Genpools immer schwieriger wird.
Anlass zur Sorge bereiten uns deshalb auch die zwischenzeitlich neu hinzugekommenen (oder erst jetzt wahrgenommenen) Erbkrankheiten wie Cystinurie (schwere Stoffwechsel- erkrankung), von Willebrand-Erkrankung (Blutgerinnungsstörung) und die signifikant weit verbreitete Neigung zu Skelett-/Knochenerkrankungen wie Patellaluxation (PL), Ellbogendysplasie (ED), Arthrose, Arthritis, Spondylose etc. beim Kromfohrländer. In der Auflistung fehlen noch weitere Auffälligkeiten wie Fruchtbarkeitsstörungen, zu häufige Kaiserschnittentbindungen, zu hohe Welpensterblichkeit sowie Herzerkrankungen, die in unserer Rasse nicht selten vorkommen.
Die bedrohliche Gesundheitssituation würde sich trotz aller bisherigen Zuchtlenkungsmaßnahmen ohne das Einkreuzen bis jetzt nicht verbessert haben können.
Trifft man heute auf einem Kromfohrländer-Treffen auf einen 10-jährigen putzmunteren und gesunden Hund, wird dieser bejubelt und man schenkt ihm besondere Bewunderung; Äußerungen wie: „Was, so alt und noch so agil und gesund?!“ werden zum Besten gegeben. Kehrt man allerdings in sich und überlegt einen Augenblick, müsste man unweigerlich zu der Erkenntnis gelangen, dass das eigentlich doch bei so einem relativ kleinen Hund normal sein sollte!
Bekannt ist, dass die durchschnittliche Lebenserwartung bei den heutigen Kromfohrländern, im Vergleich zu den vor zig Jahren gezüchteten, stetig abnimmt. Nicht oft trifft man auf Halter mit über 14-jährigen Kromis. Sicher, auch heute noch können Kromfohrländer ein höheres Alter erreichen… aber wie werden sie alt? Bis zu welchem Alter waren sie gesund? Und über wie viele Jahre davon musste in irgendeiner Form auf die segensreiche Medizin zurückgegriffen werden?
Schaut man sich in der Kromfohrländer-Gemeinde um, wird offensichtlich, dass die mangelnde genetische Varianz sehr viele subtile Auswirkungen auf die Rasse hat. So gibt es viele Kromfohrländer, die schon im mittleren Alter vorzeitig ergrauen oder mit 8 Jahren und früher im ganzen Habitus wie alte Hunde erscheinen. Krebserkrankungen haben ebenfalls zugenommen. Dies und andere Merkmale der vorzeitigen Vergreisung zeigen uns immer wieder den inzuchtbedingten schleichenden Verfall der Vitalität und Fitness.
Einkreuzgegner argumentieren immer noch, dass der Kromfohrländer weizestgehend gesund sei. „Die Vererbbarkeit einer Autoimmunerkrankung ist bis heute wissenschaftlich nicht bewiesen!“ z.B. wird zur zweifelhaften Beruhigung geäußert und damit das Gewissen (falls vorhanden) beruhigt.
Wie erkennt man aber, ob eine Krankheit erblich ist? Von der wissenschaftlichen Seite betrachtet wird strenggenommen nur von einer Erbkrankheit gesprochen, wenn die Vererblichkeit auch einwandfrei nachgewiesen werden kann. Nun gibt es aber Krankheiten, bei denen verschiedene Faktoren eine Rolle spielen können oder die nicht einem eindeutigen Erbgang folgen und von mehreren Genorten abhängen. Die auffallende Häufung dieser Krankheiten bei nah verwandten Tieren spricht dennoch für eine Vererbbarkeit, auch wenn der wissenschaftliche Beleg derzeit noch aussteht.
Auch ist es nicht wissenschaftlich gesichert, ob es vererbbare Prädispositionen für das Auftreten immunbedingter Krankheiten oder Knochenerkrankungen gibt. Doch bei der sorgfältigen Auswertung der Stammbäume ist es unübersehbar, dass diese Krankheitsgruppen sich über Generationen hinweg sehr stark ausbreiten. Bei manchen Autoimmunerkrankungen gibt es offenbar auch Zusammenhänge zwischen geringer Genvielfalt und dem Auftreten der Erkrankungen.
Es müsste eigentlich bis zur endgültigen Klärung dieser Erkrankungen mit unklarem Vererbungsweg von den Zuchtverantwortlichen (Zuchtlenkungs-) Maßnahmen ergriffen werden. Aber wie oben bereits geschildert, ist das ohne das Einkreuzen einer Fremdrasse nicht möglich, weil damit der Genpool noch weiter eingeengt würde.
Es gibt heute keine Anpaarung mehr, in der nicht unter den Ahnen vererbbare Mehrfachbelastungen vorhanden sind. Auf diesem Wege ist man bei der herkömmlichen Zucht gezwungen, zu hohe Krankheitsrisiken einzugehen. Besonders drastisch ist die Situation bei den glatt-langhaarigen Kromfohrländern, weil bei dieser kleineren Untergruppe der Genpool noch eingeengter ist.
Die einzige wirksame Maßnahme ist also, die Genvielfalt in der Rasse zu erhöhen. Dadurch erhöht sich die Chance, dass Schadgene durch genügend vorhandene gesunde Genvarianten in der Population nicht zum Tragen kommen. Somit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Schadgene nicht homozygot (reinerbig) vorliegen und so eine rezessiv verebte Krankheit nicht auftreten kann. Es wird nie möglich sein, Erberkrankungen aus einer Rasse vollständig herauszuzüchten, aber mit einer hohen Genvielfalt können wir davon ausgehen, dass das Auftreten von Erbkrankheiten deutlich reduziert werden kann.
Der einzige Weg, um zu einer höheren Genvielfalt bei den Kromfohrländern zu gelangen, ist das Einkreuzen einer Fremdrasse. Maßnahmen wie Reduzierung der Deckeinsätze von Rüden, Mischung der Haar-Varietäten untereinander oder der vermehrte Einsatz von finnischen Kromfohrländern können bestenfalls die in der Rasse vorhandenen wenigen Genvarianten erhalten. Diejenigen, die aus der Rasse bereits verschwunden sind, können dadurch nicht wieder hereingezüchtet werden.
Für uns, ProKromfohrländer e.V., als verantwortungsbewusster Rassezuchtverein sind diese Tatsachen ausreichend, um adäquat zu handeln. Das Argument gegen das Einkreuzen, dass man keine zusätzlichen Erbkrankheiten von einer Fremdrasse einschleppen möchte, zeugt von ungenügender Kenntnis der genetischen Zusammenhänge. Bei den vielen Tausenden Genen kann jederzeit innerhalb der Population der Kromfohrländer eine rezessive Anlage in Erscheinung treten und zum Ausbreiten von Erbleiden führen, die bisher nicht in der Rasse bekannt waren. Außerdem sind Neumutationen möglich, die weitere Schadgene entstehen lassen können. Nicht berücksichtigt wird bei dieser Argumentation auch, dass die Homozygotie (Reinerbigkeit) alleine schon zu Störungen des Immunsystems führt. Wenn man mit der Zucht wie bisher fortgefahren wäre, hätte mit einer weiteren Zunahme erblich bedingter Leiden gerechnet werden müssen. Viele dieser Leiden zu vermeiden geht wirksam mit Gentests, und ebensolche gibt es auch für die Einkreuzrasse.
Ein verantwortungsvoller Zuchtverband sollte als wichtigstes Zuchtziel die genetische Gesundheit anstreben. Bei einem breiten Genpool durch fortlaufende genetische Auffrischung kann man bei sorgfältiger Auslese dafür sorgen, dass dabei die Merkmale einer Rasse erhalten bleiben.
Es gibt unter den Rassehunden wohl neben dem Kromfohrländer keine weitere, die die Reinzucht auf nur drei bzw. 2,5 Gründertiere aufbaute. Infolgedessen ist der Inzuchtkoeffizient (IK) außerordentlich hoch. Der IK sagt uns, wie viele identische Gene die Genorte besetzen; er liegt beim Kromfohrländer bei durchschnittlich 55 % und stiege ohne genetische Auffrischung unaufhaltsam weiter an.
Zur Verdeutlichung: Wenn der Vater seine eigene Tochter oder der Sohn seine Mutter belegt, kommt es zu einem IK von 25%. An dieser Stelle muss wohl nicht betont werden, was ein IK von mehr als 50% bedeutet. Es gibt sogar Kromfohrländer, die einen berechneten Inzuchtkoeffizienten von weit über 60 % mit sich tragen.
Ein so hoher Inzuchtkoeffizient käme einer Selbstbefruchtung gleich!!!
Unter Populationsgenetikern gilt ein Inzuchtkoeffizient von 10 % als kritische Grenze. Häufig wird aber der Inzuchtkoeffizient nicht bis zu den Ursprungstieren ausgerechnet, sondern nur über einige Generationen. Der Großteil aller Hunderassen ist aber durch deutlich mehr Ursprungstiere entstanden als der Kromfohrländer. Die Wahrscheinlichkeit von möglichen Genvariationen erhöht sich mit jedem Tier, das in die Zucht kommt. Einigkeit unter den Populationsgenetikern besteht darin, dass die effektive Populationsgröße für das Überleben einer Tierart aus mindestens 50 Ausgangstieren bestehen sollte! Zur Erinnerung – beim Kromfohrländer sind es nur 2,5 Tiere.
Ein Bericht der Arbeitsgruppe "Pro Kromfohrländer"
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