Ihr Ansprechpartner für diese Erkrankung:
Die Cystinurie-Studie der Universität Bern hat im Sommer 2023 neue Fahrt aufgenommen. Das Forschungsteam der Uni Bern wurde durch den aus Heinsberg stammenden Dr. med. vet. Ulrich Merschbrock verstärkt, der sich intensiv in die Materie eingearbeitet hat, mit Instituten im Human- und Veterinärbereich im In- und Ausland Verbindungen in Richtung Grundlagenforschung aufgebaut hat und über umfassende biochemische Kenntnisse verfügt. Dr. Merschbrock ist dem Forschungsteam in Bern als freier Mitarbeiter angegliedert. Er hat den Proteinprovokationstest entwickelt, der helfen soll, potentielle Kristall- und Steinbildner frühzeitig identifizieren zu können. Mit Hilfe dieses Testverfahrens sollen auch in Bern neue Forschungsansätze gefunden werden, indem die Probanden in neue Gruppen eingeteilt werden und das Genmaterial auf dieser Grundlage nochmals untersucht wird. Das ist gut und wird von ProKromfohrländer wie auch in den Jahren zuvor vollumfänglich unterstützt. Wegen dieses ergänzenden Testverfahrens wurden erneut Rüden-Halter angeschrieben und um Teilnahme an der Studie gebeten. Dabei wurden die Hunde in folgende Gruppen eingeteilt:
1. Rüden, die bei einem COLA-Test auffällige Werte hatten
Die Besitzer, deren Rüden kastriert sind, wurden gebeten, wenn noch nicht geschehen, eine EDTA-Blutprobe nach Bern zu schicken. Dasselbe gilt für die unkastrierten Rüden, nur dass diese zusätzlich einen Proteinprovokationstest (PPT, s. Ausführungen Dr. Ulrich Merschbrock) machen sollten. Da der Urin dieser Hunde wegen des auffälligen COLA-Testes engmaschig überprüft wird, erhoffen wir uns, wenn bei der einfachen Sedimentbestimmung keine Kristalle nachgewiesen werden, neue Erkenntnisse durch den PPT.
2. Rüden und Hündinnen, die in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zu betroffenen Rüden der Gruppe 1 stehen
Für Hündinnen, die nach allgemeiner Kenntnis nicht von der Erkrankung betroffen sind, reicht die Blutprobe, während wir uns von den (unkastrierten) Rüden ebenfalls einen PPT wünschen.
3. Kontrollgruppe aller unkastrierten Rüden, die weder erhöhte COLA-Werte noch Cystinkristalle oder Steine bei der Sedimentbestimmung aufweisen
Diese sollen ebenfalls zusätzlich zur EDTA-Blutprobe einen PPT machen.
Erfreulicherweise haben wir bereits eine gute Rückmeldung bezüglich der Teilnahme an der Studie bekommen, wofür wir uns herzlich bedanken.
ProKromfohrländer e.V., wie auch der RZV e.V., nimmt schon seit 2017 an der Studie in Bern und an der TiHo Hannover teilnehmen. Seit dieser Zeit sind zahlreiche Blut- und Urinproben dorthin geschickt worden.
Hier folgen einige Punkte zur Erläuterung:
- Es ist nicht bekannt, wie Cystinurie bei den Kromfohrländern vererbt wird. Das herauszufinden ist bekanntermaßen das Ziel der Berner Studie.
- Wir können nicht vorhersagen, ob und wann ein Rüde mit auffälligen COLA-Werten Kristalle oder Steine entwickelt.
- ProKromfohrländer hat bereits vor Jahren davon abgesehen, Rüden mit auffälligen COLA-Werten ohne Auftreten von Kristallen bei der Sedimentbestimmung zu einer Kastration zu raten. Wir empfehlen stattdessen eine engmaschige Kontrolle durch Sedimentbestimmungen.
- Aus diesem Grund haben wir auch Kenntnisse über die Kohärenz zwischen ebendiesen COLA-Werten und einer tatsächlichen Kristall- oder Steinbildung, was nicht möglich wäre, hätten wir entsprechenden Hunden zu einer ohne weitere Tests abgesicherten Kastration geraten. (Am Rande erwähnt sei, dass die COLA-Werte bei Wiederholungstests mitunter sehr abweichend waren.)
- Zwei der 17 Probanden mit erhöhten Werten haben tatsächlich im Alter von 6 bzw. 9 Jahren Cystinsteine entwickelt. Die restlichen 15 haben, bei engmaschiger Kontrolle bis heute, selbst bei sich durchaus immer wieder verändernden Fütterungsbedingungen keine Auffälligkeiten gezeigt. Eine zuverlässige Methode dafür, dass ein Rüde mit erhöhten COLA-Werten in der Zukunft Cystinkristalle oder -steine entwickelt, ist der Test alleine also mitnichten. Er ist zudem immer nur eine Momentaufnahme und wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, u.a. dem Zeitpunkt der Probenentnahme, der Ernährung sowie von anderen Erkrankungen des Harntraktes.
- Lediglich einer der Probanden mit erhöhten Cystinwerten im COLA-Test (216 µmol/gCrea) ist im Alter von 6 Jahren in die Zucht gegangen. Hierbei wurde strikt darauf geachtet, dass in dem Stammbaum der Partnerin kein Fall von Cystinurie verzeichnet ist. Dies ist uns möglich, weil wir von all unseren Zuchthunden über umfassende Gesundheitsdaten aus ihren Linien verfügen. Das betrifft, anders als in anderen Einkreuzprojekten, auch unsere Einkreuzrasse, den Dansk-Svensk Gårdshund.
Wir möchten an dieser Stelle betonen, dass wir unseren Rüdenhaltern KEINESWEGS von einem COLA-Test abraten. Wir raten Betroffenen lediglich, das aber ausdrücklich, davon ab, ihren Rüden bei erhöhten Werten umgehend und ohne weitere Kontrollen kastrieren zu lassen. ProKromfohrländer e.V. lehnt vorschnelle Kastrationen ohne wirkliche medizinische Indikation ausdrücklich ab.
Sollten Sie einen Hund mit erhöhten COLA-Werten haben und nun verunsichert sein, ob Sie ihn sicherheitshalber kastrieren lassen sollten, holen Sie sich bitte ausführliche Informationen über die Vor- und Nachteile eines solchen Eingriffs ein. Wenn Sie dann weiterhin überzeugt sind, dass dies der für Sie bevorzugte Weg ist, bitten wir Sie herzlich, vor der Operation einen PPTest machen zu lassen und das Ergebnis zusammen mit einer EDTA-Blutprobe nach Bern zu schicken. Dies dient zumindest dem Erkenntnisgewinn im Rahmen der Studie, und weitere Kromfohrländer-Generationen werden es Ihnen danken.
Vorstand und Zuchtgremium von ProKromfohrländer e.V. - 07/2023
Ich bin als langjähriger Irish Terrier Besitzer, früherer prakt. Tierarzt und nach Tätigkeiten in der pharmakologisch-physiologischen Forschung seit fast sechs Jahren auf der Suche nach einem Gentest für die wahrscheinlich erblich bedingte Cystinurie Typ 3, wie sie beim Irish Terrier, dem Kromfohrländer und ca. 60 anderen Hunderassen auftritt. Hierbei unterstütze ich die Anstrengungen des genetischen Instituts der VetSuisse Fakultät an der Universität Bern unter der Leitung von Prof. Leeb.
Diese, nur beim Rüden auftretende Erkrankung unterscheidet sich hinsichtlich der molekularphysiologischen und auch genetischen Ursache völlig von den Cystinurietypen 1 und 2, so dass die Suche nach einem Gentest und einem oder mehreren Genmarkern trotz mehrerer Ansätze bisher erfolglos geblieben ist. Daher sind die Aussagen in dem Merkblatt zur Cystinurie Typ 3 des Labors Laboklin aus dem Jahr 2020 nicht mehr richtig. Fast wäre die Forschungsarbeit in Bern vollends zum Erliegen gekommen, bis ich im letzten Jahr mit einer völlig neuen Ursachenhypothese im physiologischen und genetischen Bereich Prof. Leeb dazu bringen konnte, eine erneute Genomuntersuchung zu starten. Seit März dieses Jahres bin ich als externer Mitarbeiter in seiner CU-Forschungsgruppe tätig. Meine Bedingung war, dass wir diesmal sicher unterscheiden müssen, welche Probanden eindeutig erkrankt und eindeutig gesund sind.
Bisher wurden hier immer die Höhe der COLA-Werte (Aminosäuren Cystin, Ornithin, Lysin und Arginin) im Urin für eine Bewertung zu Grunde gelegt, weil diese in der Niere mit demselben Transportmechanismus aus dem Urin zurück in das Blut resorbiert werden. Es zeigt sich aber in meinen Untersuchungen, dass beim Irish Terrier trotz bisweilen stark erhöhter COLA-Werte kein einziger Cystinkristall im Urin gefunden wird und dass Rüden bis ins hohe Alter trotz eiweißreicher Fütterung keinen einzigen Cystinstein bilden. Die Ursache hierfür ist noch nicht klar. Also entfällt m.E. der COLA-Test als aussagesicheres Kriterium für die Diagnose Cystinurie. Auch habe ich in früheren Veröffentlichungen schon über die große Varianz der COLA-Werte nach unterschiedlichen Fütterungen, externen Laboruntersuchungen und Versandbedingungen berichtet, was die Bewertung und Interpretation erschweren.
Ich kann nun aber nachweisen, dass bei einer hochproteinreichen Fütterung von nur wenigen Tagen bei einem erkrankten Rüden sofort Cystinkristalle im Urin gefunden werden. Bei demselben Tier ist bei einer normalen Fütterung kein Kristall zu entdecken. Auch sind die Kriterien eines pH-Werts und die Löslichkeit des Cystins im Urin eher sekundär, weil grundsätzlich bei einem erkrankten Tier mit einer proteinreichen Fütterung immer Cystinkristalle zu sehen sind. Daher ist dieser Sachverhalt für mich das einzig sichere Kriterium für die Unterscheidung, welcher Rüde gesund und welcher krank ist. Und das ohne Kenntnis der COLA-Werte, deren Interpretation bei hohen Mengen nicht immer zielführend und auch schwammig ist. Denn die bisher allein maßgeblichen COLA-Kriterien für die Probandeneinteilung führten dazu, dass man nach dem teuren und aufwendigen Untersuchungsverfahren schlussendlich bei der Genomauswertung überhaupt keine Unterscheidung zwischen gesund und erkrankt treffen konnte und ein sicherer Vergleich unmöglich war.
Deshalb habe ich ab dem Sommer 2022 und in den letzten Monaten sehr verstärkt nach Probanden gesucht und diese auch gefunden, so dass ich mit Stand vom 12.07.2023 sowohl a) gemäß meinen Anforderungen des PPTests und seiner Auswertung als auch b) durch intensive Nachrecherche bei in der Biodatenbank Bern erfassten Irish Terrier Rüden über 80 Cystinkristall freie Rüden und weit über 50 Cystinsteinbildner identifizieren konnte. Alle von mir gewonnenen oder über mich vermittelten Blutproben sind heil in der Schweiz mit den erforderlichen Formularen und Papieren eingetroffen, und so suche ich bei den Irish Terriern nur noch bis zum Juliende vom Ergebnis her unbekannte Rüden, damit Anfang September 2023 in Bern eine erneute Untersuchung nur mit den Blutproben dieser nach meinen Kriterien ausgesuchten Tieren starten kann.
Umso mehr freue ich mich, dass sich der Verein Prokromfohrländer an mich gewandt hat und mich in meiner Suche unterstützt. Gerne biete ich den Rüdenbesitzern meine Urinlaboruntersuchung an und hoffe, dass in den nächsten Wochen viele von meinem Angebot Gebrauch machen, damit aufgrund der Anzahl von genügend Irish Terriern auch einige gesunde wie erkrankte Kromfohrländerrüden eine umfassendere Aussage zur Cystinurie Typ 3 gemacht werden kann. Hier wäre es schön, wenn wir noch das Blut von einigen nachgewiesen gesunden Rüden nach Bern schicken könnten. Natürlich sichere ich absolute tierärztliche Verschwiegenheit zu!
Genomuntersuchungen zur CU anhand von Haarproben, wie sie von WissenschaftlerInnen im Ausland durchgeführt werden, messe ich eine nicht so hohe Aussagekraft bei, weil das Untersuchungsmaterial durch Bakterien, Pilze etc. häufig verunreinigt und für eine valide Eichuntersuchung nicht genügend standardisiert ist.
Diese Genomuntersuchung in Bern ist sehr zeitaufwändig und wird sich über mehrere Monate hinziehen, weil erstens die Blutproben aufgearbeitet werden, dann in einem Analysiergerät untersucht, die Daten methodisch erfasst und weiter in mehreren Arbeitsschritten mittels unterschiedlicher Softwareprogramme bearbeitet und verglichen werden. Deshalb ist es für eine Aussage von großer statistischer Wichtigkeit, viele Probanden sowohl in der gesunden wie auch in der erkrankten Gruppe in der Genomstudie zu besitzen.
Als willkommenen Nebeneffekt kann ich anhand dieser relativ einfachen PPT-Untersuchung mit einem positiven Befund bei einem erkrankten Rüden in dieser frühen Anfangsphase der Krankheit schon mit einfachen fütterungstechnischen Maßnahmen sehr wirkungsvoll gegensteuern, ohne eine chirurgische Lösung und auch Kastration vornehmen zu müssen. Weitere Ergebnisse meiner Forschungsbemühungen können Sie auf der Homepage des Förderverein Irish Terrier lesen, die ich laufend aktualisiere.
Wenn sich bei den Untersuchungen in Bern irgendwelche Fortschritte abzeichnen, werde ich an dieser Stelle wieder berichten.
Heinsberg, den 12.07.2023
Dr. Ulrich Merschbrock, praktischer Tierarzt i.R.
Schafhausener Str. 40
52525 Heinsberg
Tel.: 02452-180 448
Mail: ulrich.merschbrock@t-online.de
Copyright 7/2023
AUFRUF ZUR TEILNAHME AN EINER FORSCHUNGSSTUDIE
Wir freuen uns sehr, dass die Universität Bern in Zusammenarbeit mit der University of Pennsylvania und renommierten Laboren eine Studie zur Erforschung der Cystinurie Typ III beim Kromfohrländer (und außerdem beim Irish Terrier) durchführt. Bisher gibt es noch keinen Gentest für diese Erkrankung, mit dem Risikotiere und Anlageträger sicher erkannt werden können.
Sicher ist bisher aber die Erkenntnis, dass der bisher als das Mittel der Wahl angesehene COLA-Test auf keinen Fall als die einzige Methode für die Diagnose ausreichen darf. Es gibt reichlich Hunde, die hohe Cystinwerte zeigen, aber nie die gefährlichen Steine entwicklen.
Um so wichtiger ist daher die Teilnahme von vielen Hunden an dieser Forschungsstudie, die Blut- und Urinproben einsenden. Nähere Informationen finden Sie im folgenden PDF, in dem ausführlich erklärt wird, welche Hunde in Frage kommen. Bitte lesen Sie die Informationen aufmerksam durch und helfen Sie gemeinsam mit vielen anderen engagierten Hundebesitzern, diese Erkrankung in den Griff zu bekommen.
Viele Mitglieder unseres Vereins haben bereits vor einiger Zeit an dieser Forschungsstudie teilgenommen. Es werden aber noch viel mehr Hunde gebraucht, die dazu beitragen, die Forschungen zu einem verwertbaren Ergebnis zu bringen.
Im Folgenden finden Sie den Fragebogen zum Forschungsprojekt, ein Vortragsskript mit den aktuellsten Informationen zur Forschung sowie eine Anleitung für den sogenannten Proteinprovokationstest (PPT), mit dem herausgefunden werden kann, ob Ihr Hund an der erblich bedingten Cystinurie leidet.
Umfassende Infos und neueste Erkenntnisse vermittelt Ihnen außerdem diese Internetseiten:
https://foerderverein-irish-terrier.de/cystinurie-dr-ulrich-merschbrock-aktualisierung/
Haben Sie mit Ihrem Hund bereits in der Vergangenheit an dieser Studie teilgenommen? Ein herzliches Dankeschön für Ihren Einsatz, eine erneute Einsendung von Proben ist dann nicht mehr notwendig.
2. Infos zur Cystinurie-Forschung beim Kromfohrländer
ProKromfohrländer e.V.- Zuchtverein für rau- und glatthaarige Kromfohrländer - Kromfohrländerzucht - Kromfohrländerzüchter - Kromfohrländerwelpen - Informationen rund um den Kromfohrländer - Kromfohrländer Einkreuzprojekt - Kromfohrländer x Dänisch Schwedischer Hofhund- Projekthund - Projektkromfohrländer - Kromi - Kromfohrländer